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Wenn Tiere verschwinden

Es ist der Alptraum jedes Tierbesitzers – von einer Minute auf die andere ist sein Hund oder die Katze weg. Selten, aber doch trifft es auch ein Pferd. Mit To Do-Liste.

Diese Woche hat es in sich. Zuerst hat es die dreifärbige Glückskatze Felicitas in unserer Gasse erwischt. Sie ist sehr zutraulich und hält sich oft am Gehsteig auf, wo sie den Passanten um die Füße streicht. Wenn ich mich bücke, um sie zu streicheln, erwidert sie das mit einem behaglichen Schnurren. Sobald ich meinen Weg fortsetze, springt sie auf die Gartenmauer und blickt mir mit ihren freundlichen Augen hinterher. Ich war wirklich betroffen, als ich zu Beginn der Woche die Vermisstenanzeige auf Laternenmasten und an der Straßenbahnhaltestelle gesehen habe.

Zwei Tage später war mein Hund plötzlich verschwunden. Ich bin in der Reithalle geritten und hatte die Labradorin, warm angezogen mit ihrem Hundewintermantel, in der gewohnten Ecke abgelegt. Zwar hatte ich aus dem Augenwinkel noch registriert, dass sie kurz aufgestanden war, um jemanden zu begrüßen, aber nicht damit gerechnet, dass sie mit dieser Person mitgehen würde. Ich bin also redlich erschrocken als sie weg war und gleich vors Hallentor geritten und habe sie gerufen. Zuerst war ich noch voller Erwartung, dass sie ohnehin gleich um die Ecke biegen würde. Vermutlich mit etwas Essbarem im Maul und einem schuldbewussten Blick im Gesicht. Als dann weit und breit weder Hund noch Mensch zu sehen war, bin ich kurz ausgeflippt. Habe die Stute den Weg hinunter gescheucht und bin pfeifend um die Stallungen geritten.

Da lag sie in der Stallgasse ganz hinten und ich war zwar furchtbar erleichtert, musste dann aber doch schimpfen, weil ich wirklich außer mir war. Tatsächlich war sie mit einem Fremden mitgegangen. Das hatte sie als Junghund schon einmal gemacht als eine Großmutter und ihr Enkelkind zum Ponyfüttern auf den Hof kamen und Vivi, ganz Labrador, sich dazu gesellte, um die Krümel aufzuklauben. Sie folgte den beiden durchs halbe Dorf und blieb am Straßenrand sitzen als sie nicht mehr weiterwusste.  Damals habe ich die noch junge Stute gesattelt und bin mit zunehmender Panik und Tränen in den Augen alle Waldwege abgeritten. Arbeiter, die aus der Mittagspause vom Gasthof zurückkamen, haben mir schließlich den Tipp gegeben. Sie war damals sehr froh als ich sie abgeholt habe, denn sie ist recht verloren neben der Straße gesessen. Warum ich so aufgelöst war, hat sie, glaube ich, nicht ganz verstanden, war sie es doch selbst.

Man hört ja auch immer wieder die Geschichten von Hunden, die vor Supermärkten entführt werden. Unsere Hundedame mitzunehmen, wäre bestimmt keine Kunst. Zuletzt haben wir in der Tierklinik gesehen wie selbstverständlich sie mit ihr fremden Menschen, in dem Fall mit der Tierärztin, mitgeht. Wohlweislich lassen wir sie beim Großeinkauf daheim.

Die Geschichte von einem seit November vermissten Pferd ist leider sehr traurig ausgegangen. Eine kleine Herde war damals von einer Koppel ausgebrochen. Alle außer einem sind zurück in den Stall gelaufen. Tage- und wochenlang wurde nach dem Wallach gesucht. Polizei, Feuerwehr, Jägerschaft, Tierärzte, Hufschmiede und die Bevölkerung wurden informiert. In Zeitungen und auf sämtlichen Social Media Plattformen wurde ebenfalls nach ihm gefahndet. Ein Pferd kann sich doch nicht einfach in Luft auflösen! Der Verdacht von Diebstahl kam auf. Die Ungewissheit war einfach furchtbar. Diese Woche hat man ihn gefunden. In einem Bachbett gar nicht weit weg vom Stall. Niemand mag sich ausmalen wie das eigene Pferd allein und hilflos stirbt. Die letzte Hoffnung, die bleibt, ist, dass es schnell gegangen ist.

Nicht alle Geschichten (ich kenne zwei) von entlaufenen Pferden müssen so ausgehen. Das Pferd einer Freundin, das sich beim Grasen losriss und im eleganten Trab im Abendrot verschwand, ist nach zwei Tagen in einem Getreidefeld wieder aufgetaucht. Sie hatte gerade die Suchhundestaffel engagiert als ein paar Spaziergänger das sichtlich erleichterte Pferd entdeckten und in einen nahegelegenen Stall brachten, wo es erst einmal mehrere Kübel Wasser getrunken hat. Der Falbe hatte den Ausflug unbeschadet überstanden, sieht man von ein paar Kratzern am Kopf ab, die das Halfter hinterlassen hatte – vermutlich als das Pferd auf den Strick trat. Aber alles war noch dran und die Freude groß.

Meine Freude ist ebenfalls groß: Glückskatze Felicitas schnurrt mir wieder entgegen. Vielleicht war sie in einem Schuppen oder einer Garage eingesperrt. Oder sie hatte sich verlaufen, so wie die Katze meiner Eltern, die zwar nicht weit weg von ihrem Zuhause, aber auf der falschen Seite des Baches war und den Weg zurück nicht mehr finden konnte. Ein Suchplakat an Laternen und die Mundpropaganda der Nachbarn haben auch hier für ein Happy End gesorgt.

Photo by Joël de Vriend on Unsplash

Maßnahmen bei Verlust eines Tieres

  • Ruhe bewahren
  • Umgebung absuchen
  • Rufen (möglichst frei von Emotionen) bzw. pfeifen
  • Familie, Freunde um Unterstützung bitten
  • Wenn möglich das Garten- bzw. Haustor / Koppel- bzw. Stalltor offenlassen, falls das Tier heimkommt
  • Vertraute Plätze und Wege absuchen
  • Passanten, Arbeiter usw. fragen und bitten, dass sie die Augen offenhalten
  • Suchplakat mit Beschreibung des Tieres (Farbe, Abzeichen, besondere Merkmale), Name, Foto, Datum und Ort des Verschwindens, Chipnummer, Kontakt)
  • Tierschutzhäuser, Tierärzte, Polizei, Jäger, Landwirte, Bewohner informieren

Photo by Jesse Schoff on Unsplash

Schlagworte: Haltung / Hund / Katze / Pferde / Verhalten

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