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Der Frühling bringt Energie und gute Stimmung in den Pferdestall

Pferde, Hunde, Spatzen – im Stall wirken alle Tiere ein bisschen fröhlicher als sonst. Warum gute Stimmung auch im Tierreich eine Rolle spielt.

Der Frühling nimmt Fahrt auf, wir freuen uns auf zartgrüne Baumkronen, die Ankunft der Schwalben und die Freiluftsaison (die zu Zeiten von Corona mehr Bedeutung bekommt als je zuvor). Die Karwoche hätte nicht besser beginnen können. Wir starten mit einem sonnigen Ausflug in die Pferdeklinik. Eine gründliche Untersuchung später haben wir das Go zum Trainingsbeginn mit dem Jungpferd. Die Schrittpause war erfolgreich, nun wollen wir zurück zu einem runden Pferdehintern. Die Muskulatur lässt sich besonders gut und schonend mit Bergaufreiten verbessern. Unsere Oldie bekommt mehr und mehr Kondition, und das Wetter ist nicht zu überbieten. Absolut alles spricht für einen Erkundungsritt in den Wienerwald.

Vor dem Ausritt wird das Futter angesetzt, Cobs und Reiskleie im Verhältnis 3:1 und die dreifache Menge Wasser. Das ergibt einen schönen Brei, den beide Pferde gerne fressen. Nach dem Putzen und Satteln geht es zum Aufsitzen in die Halle. Ich kenne meine Pferde gut genug und spüre schon während der Vorbereitung wie sie heute drauf sind. Ein paar Runden im Schritt in der Halle bestätigen meine Einschätzung. Die Pferde sind zufrieden, motiviert und nicht übermütig. Die Steigbügel werden kürzer gestellt, die Gurte nachgezogen. Wir starten mit einem steilen Anstieg, und bis wir aus dem Dorf sind haben die Pferde bereits erste Eindrücke gesammelt. Im Wald wird es ein wenig flacher und stiller. Es ist nicht ganz so turbulent wie in den Vorgärten.

In Irland habe ich gelernt, dass ein guter Reiter nicht mit seinem Pferd kämpft. Traut sich ein unerfahrenes Pferd im Gelände nicht weitergehen, aus welchem Grund auch immer, soll ein Führpferd vorgehen. Das klappt hervorragend und verursacht keinerlei Aufregung. Egal, ob eine Furt, eine sumpfige Stelle, ein Plane über einem Holzstoß oder eine Mischmaschine das Pferd zaudern lässt, ich mache gar kein Trara darum. Ein kurzes Kommando nach hinten, die Stute (oder ein anderes erfahrenes Begleitpferd) übernimmt, und die Ursache des kurzen Zögerns wird sofort in der Kategorie „unbedenklich“ eingeordnet. Zugegeben, Pferde vergessen bisweilen darauf in Kategorien zu denken, aber an gewissen Stellen nicht zu diskutieren ist wesentlich simpler als ein völlig aufgewühltes oder verstörtes Pferd unter dem Sattel zu haben. Zwinge ich das Pferd hingegen, habe ich als Reiter zwar an dieser einen Stelle „gewonnen“, aber nicht das Vertrauen des Pferdes.

Meine Pferde zeichnen sich ohnehin dadurch aus, dass sie mir Streit übel nehmen, sich quasi in Rage begeben und in dieser aufgeheizten Stimmung bleiben, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen. Das Reiten macht sodann wenig Spaß. Besonders das Ausreiten, das ja auch dem Seele baumeln dienen soll, ist aufreibend, wenn beim Pferd die Nerven blank liegen. Um es gar nicht soweit kommen zu lassen, sind also unaufgeregte, friedliche Lösungen stets die bessere Wahl.

Wo es bergauf geht, geht es irgendwann auch wieder bergab. Das nervt den Jungen und ich gestehe ihm zu, nun ein wenig aufgekratzt zu sein. Schließlich hat er gut zu tun seinen schlaksigen Körper ordentlich auszubalancieren, er fühlt sich unsicher. Das kann er nicht leiden. Geht uns Menschen ja auch so. Mit ein bisschen Unterstützung von oben – das Pferd im geregelten Schritte von hinten schön an die Hand reiten – und einer Verschnaufpause auf einem ebenen Feldweg gelingt sogar ein zufriedenes Abschnauben. Und ein zweites und ein drittes gleich im Anschluss. Wäre der Kerl davor schon auf Hundert gewesen, hätte ich spätestens jetzt eine Bombe unter dem Sattel, die nicht zufrieden abschnaubt, sondern prustet wie ein wilder Stier. So würde das Jungpferd sich dann auch wie ein Jungbulle benehmen und vorbei wäre es mit dem gemütlichen Ausritt.

MERKE: Zufriedenes Schnauben wird immer mit Loben belohnt! Beim Lösen, im Training, nach der Arbeit und natürlich auch im Wald. Damit motiviere ich mein Pferd auch künftig zum zufriedenen und lösenden Abschnauben.

Und weil wir diese erste große Runde im neuen Gelände so entspannt hinbekommen haben, hatten die Pferde auch keinerlei Ambitionen vor dem schwarzen Hovawart hinter dem Gartenzaun zu erschrecken, der uns kurz vor dem Zieleinlauf begleitet hat. Beide sind völlig unbeeindruckt ob des Wirbels nach Hause spaziert. Nach dem Abpflegen mit einem warmen Wasserschwamm, dem Grasen und den Karotten gab es zum Abschied noch das handwarme Powerfutter. Für die Seniorin mische ich Mobifor GR und Quattro Dolor forte zum Futterbrei. Der Junge bekommt drei Messlöffel Vitamin E, Selen & Lysin ins Futter. Zum Abschied höre ich das zufriedene Mampfen meiner Pferde und das Zwitschern der Spatzen. Frühling ist einfach super!

Schlagworte: Alter / Aufbau / Bewegung / Fitness / Geriatrie / Pferde / Verhalten

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