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Der Hund hat nicht mit dem Schweif gewedelt

Ich habe mich heute für meinen Hund entschuldigt. Danach habe ich mir zwar gedacht „Wie blöd ist das denn?“, aber ich konnte es nicht mehr ändern. Trotzdem habe ich mich noch ein wenig nachgeärgert und dabei nachgedacht.

Der Hund hatte nämlich gar nichts getan. Er hat sich nur einfach nicht interessiert. Die Geschichte geht so: Meine Labradordame, die auch in der Stadt überdurchschnittlich viel Freigang genießt, weil sie so rücksichtsvoll ist und sich stets „wohlverhält“ wie unser Sohn sagt, schnüffelt sich eben mal durch die Gasse als ich von weitem einen Mann in Uniform erspähe. Ich denke mir „Ah, ein Polizist“, und nehme die Erstaunte an die Leine. Nicht, weil ich einen vorauseilenden Gehorsam verspüre, sondern schlicht, weil ich nicht diskutieren mag. Es ist früh am Morgen und ich weiß, dass ich den Hund anleinen muss, auch wenn er noch so lieb und harmlos ist. Das ist meine bürgliche Pflicht, die ich gerne wahrnehme. Etwa, wenn uns Eltern mit Kindern, ängstliche Personen (das erkennt man am Blick) oder ältere Mitmenschen begegnen. Bei Ordnungshütern halte ich es ebenso.

Manchmal, wenn ich so dahingehe, denke ich mir nette und weniger nette Antworten aus, nur für den Fall dass mich jemand komisch anquatscht wegen des nicht angeleinten Hundes. Das reicht von „Therapiehund in Pause“ (stimmt teilweise) über „Der Streukies ist so unangenehm für die Pfoten, so kann sie besser im Grünstreifen gehen“ (stimmt im Winter, also jetzt) bis „Es ist auch verboten mit 50 Sachen durch die 30er-Zone zu rasen“ (wirkt und stimmt fast immer). Dabei schaue ich ganz finster. Meistens sind die Leute aber ohnehin total nett, wenn sie die freundliche Labradorin sehen. Viele freuen sich sogar!

Diesmal war es jedenfalls so, dass der Mann der Straßenaufsicht trotz seines strengen Gesichtsausdruckes sehr nett und dem Hund sehr zugetan war. Er hätte zuhause auch einen Hund, hat er mir erklärt, und dass alle Hunde ihm „zugehen“ würden. Dabei hat er erwartungsvoll seine Hand nach der Blonden ausgestreckt. Die ist aber gar nicht darauf eingegangen und ihm kein bisschen „zugegangen“ (was für ein unsinniges Wort!). Und weil er mir ein bisschen leid getan hat ob der enttäuschten Erwartung, habe ich die Unhöflichkeit meines Hundes mit dem Alter entschuldigt. Das war definitiv ein Fehler!

„Wie alt ist sie denn?“, ehrliches Interesse hat dabei durchgeklungen. „Elf Jahre.“ „Ach, da ist sie ja gar nicht so alt. Meiner ist schon 13“, habe ich den freundlichen Mann in Uniform sagen hören. „Ein Spaniel“, erfuhr ich. Weil mir nichts darauf einfiel, habe ich das Desinteresse meines Hundes mit „Hört nicht mehr so gut“ entschuldigt. Zu dem Zeitpunkt bin ich mir schon etwas behämmert vorgekommen. Der Labradorin war das völlig egal. Die ist konsequent uninteressiert geblieben und hat vermutlich an ihr Frühstück gedacht. Jedenfalls verschwendet sie keine Energie mit rühmorgendlichem Schwanzwedeln an jemanden, der nicht einmal ein Leckerli dabei hat, sondern sie mit einer leeren Händen begrüßt.

Das Frühstück, das schon wartet, habe ich dann auch als Ausrede genommen, um mich freundlich zu verabschieden. Bevor ich mich auf den Heimweg gemacht habe, habe ich noch eine Extraschlaufe eingelegt, um darüber nachzudenken, warum ich mich für meinen Hund entschuldige. Ich konnte es nicht glauben! Schließlich hat die Labradordame nichts anderes getan als einen Fremden ignoriert. Wie jeder normale Mensch das auch tut. Wir Menschen sind schon manchmal komisch, habe ich mir gedacht und mich damit gemeint. Um mein Gewissen zu beruhigen, habe ich mich bei meinem Hund entschuldigt. Und dafür ein freundliches Wedeln zurückbekommen!

Schlagworte: Bewegung / Hund / Verhalten

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