AllgemeinPferde

Ausziehen, umziehen, einziehen

Nur ganz wenige Pferde verbringen ihr ganzes Leben da, wo sie geboren wurden. Die meisten Pferde wechseln mehrmals in ihrer Laufbahn die Ställe, viele auch die Besitzer. Nach ihrer akiven Zeit werden sie pensioniert und in der Regel noch einmal umgesiedelt. Für ein sensibles Tier wie das Pferd bedeutet jeder Ortswechsel Stress – und zwar in vielerlei Hinsicht.

Stressfaktoren sind etwa die Fahrt im Transporter, der neue Stall, das ungewohnte Umfeld, unbekannte Boxnachbarn und fremde Menschen sowie der möglicherweise geänderte Tagesablauf. Hinzu kommen anderes Futter,  Einstreu, mehr (oder weniger) Luft, Licht und viele weitere Komponenten. Dabei wird das Immunssystem des Pferdes einigermaßen gefordert. Denn in der neuen Gruppe ist es erst einmal ein Außenseiter. Bis es sich in die homogene Struktur eines Stall- oder Herdenverbandes einfügt, braucht es Zeit und Durchhaltevermögen.

Unsere Sportpferde sind sensibel und weit von der viel gerühmten Rossnatur entfernt. Ein lückenloses Impfmanagement, ein guter Futter- und Allgemeinzustand sowie artgemäße Rahmenbedingen sollten für jedes Pferd selbstverständlich sein. Darüberhinaus lässt sich das Immunsystem auch gezielt unterstützen. So bietet etwa Animun® equin eine abgerundete Formel zur Unterstützung und Aufrechterhaltung eines gesunden Immunsystems bei Pferden und hilft damit bei jeder Form von Stress, somit auch bei der Integration in einem neuen Umfeld.

Als Pferdebesitzerin kann kann ich recht gut mit meinem Pferd mitfühlen. Denn in einen neuen Stall einzuziehen bedeutet für mich ebenfalls nicht nur neue Pferde, sondern auch deren Besitzer kennenzulernen. Stallkollegen eben. Ich muss zugeben, dass ich mir oft schwer tue, die vielen unbekannten Namen den fremden Gesichtern zuzuordene. Das braucht halt seine Zeit.

Als ich vergangenen Sommer in unserem Stall eingezogen bin, habe ich mich höflich vorgestellt, wurde in die WhatsApp-Gruppe aufgenommen und mit der Hausordnung vertraut gemacht. Vorname und Pferdename, vorneweg ein „Hallo“ und hintan ein vorsorgliches „Entschuldige bitte, wenn ich mir deinen Namen nicht gleich merke“. Langsam ordnen sich die Gesichter und Namen und die dazugehörigen Pferde. Je größer der Stall, desto länger die Liste an Reitern, Pflegern, Trainern usw. Meistens ist man per Du, aber nicht immer. Das ist auch gut so.

Schon der Soziologe Georg Simmel (1858–1919) stellte fest, dass Menschen in der Großstadt einander reservierter begegnen müssen, weil man die Vielzahl an Kontakten sonst nicht aushalten würde. Das ist jedenfalls eine Erklärung. Denn manchmal ist so ein Reitstall ja durchaus einem Stadtleben nicht unähnlich. Auch hier grüße ich die Nachbarn freundlich, manchmal geht oder reitet man sogar ein Stück des Weges zusammen. Und dann trennt man sich wieder. Die Nachbarschaft bleibt eine unverbindliche.

Wenn mich nicht alles täuscht, pflegt die Stute ihr Pferdeleben ähnlich unscheinbar – sie ist sozial kompetent und unverbindlich freundlich. Mit ihren nunmehr 23 Jahren hat sie schon einige Ortswechsel hinter sich. Sie trägt es mit Würde, zeigt immer und sofort was ihr nicht gefällt und ist die unangefochtene Grand Dame im Pferdestall. Wir pflegen sie entsprechend achten auf ein altersgemäßes Umfeld und ein starkes Immunsystem. Nach den neuen Standards der Pferdemedizin und -haltung schafft sie locker noch zehn Jahre. Die aber ohne weiteren Umzug.

Foto: © Ian Kosky / unsplash

Schlagworte: Fitness / Pferde / Stress

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