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Wieviele Menschen sind gut für ein Pferd?

Bei uns im Stall gibt es sehr viele Mitreiterinnen. Manche Pferde haben sogar zwei oder mehr Reiterinnen. Wie gut ist es für ein Pferd, so viele Bezugspersonen zu haben, habe ich mich gefragt.

Ich möchte gleich voranschicken, dass ich nicht zu jenen Pferdebesitzern gehöre, die stolz darauf sind, wenn meine Pferde nur mit mir gut gehen. Ich finde es ziemlich cool, wenn auch andere Reiter gut mit meinen Pferden zurecht kommen. Für mich ist die Vorstellung, dass nur ich mein Pferd reiten kann, eher belastend. Gerade zu Zeiten von Corona sollte ganz unkompliziert jemand anderer die Zügel übernehmen können. Zwischendurch ist es mir allerdings schon passiert, dass mein Pferdekind etwas zu sehr auf mich bezogen war. Es reicht ja, wenn ich ihn ausbilde (finde ich), aber bewegen sollten ihn auch andere können. Oder beim Tierarzt halten. Oder von der Koppel holen. Dass ich seine Bezugsperson bleibe, ist mir allerdings schon wichtig.

Bei einigen Pferdebesitzerinnen bin ich mir da nicht so sicher. In unserer Stallgasse gibt es ziemlich viele Mitreiterinnen (tatsächlich sind es ausschließlich Frauen und Mädchen), manche Pferde haben gleich mehrere. Ich habe ein bisschen gebraucht, bis ich den Überblick hatte. Doch wieviele Reiter verträgt ein Pferd tatsächlich? Sind drei genug oder fünf oder sechs – oder soll es überhaupt nur einer sein? Ich habe zu dem Thema schon verschiedene Meinungen gehört. Und ich bin ja selbst recht eigen. Was die Stute betrifft, die hat längst selbst entschieden, wieviele Reiter sie sich zumuten lässt. Ihr Selbstbewusstsein hat aber nicht jedes Pferd.

Sicher ist, dass jedes Pferd sehr schnell erkennt, wer zu ihm gehört. Welche Menschen die Säulen ihres Pferdealltags sind. Die Pfleger, die füttern, ausmisten und auf die Koppel führen. Die Reiterinnen, Hufschmiede, Tierärzte, Trainer. Und selbstverständlich auch Mitreiterinnen. Pferde passen ihr Verhalten an die jeweiligen Personen an. Und sie warten auf „ihre“ Menschen. Freuen sich auf Pflege, Training, Wellness. Wenn wir ausbleiben, vermissen sie uns. Das ist viel Verantwortung.

Mit einer Mitreiterin lassen sich Kosten, Zeitaufwand und Verpflichtungen teilen. Mit zwei oder drei Mitreiterinnen wird die Verantwortung jedenfalls nicht weniger. Sie alle müssen sich an die Spielregeln halten. Zu denen gehört auch das Verhalten im Stall, das Beachten der Hausordnung und ganz allgemein ein guter Umgang mit Reitkolleginnen, Personal und Stallbetreibern. Pferdebesitzer haben somit einige Pflichten, damit einem reibungslosen Miteinander nichts im Wege steht.

Ich habe mich entschlossen, meine Pferde selbst zu betreuen und alleinverantwortlich zu handeln. Meine Mitreiterin ist mehr eine Freundin und macht, was für die Pferde gut ist. Das ist wirklich ein prima Gefühl, wenn ich mal pferdefrei mache. Und um ehrlich zu sein, finde ich es viel besser, weniger Menschen und mehr Pferde um mich zu haben.

 

Schlagworte: Pferde / Verhalten / Wissen

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