Dieser Sommer schenkt uns dann und wann ein paar Tage Verschnaufpause von allzu arger Hitze – und erlaubt den Pferden frei von Fliegendecken, Ohrenhauben, Augenfransen und Spray ins Freie zu gehen.
Tage wie diese, an denen das Thermometer sich auf moderaten 22 Grad einpendelt, ein frischer Wind über die Kuppe fegt und uns Mücken, Bremsen und anderes Getier vom Leib hält, sind meine perfekten Sommertage. Zugegeben, der eine oder andere heiße Tag, den ich am liebsten mit einem Sprung in den Pool abschließe, gehört zum Sommer wie das Grillen der Zirpen (oder war es das Zirpen der Grillen?). Für meine Tiere sind jedenfalls die moderaten Tage die guten. Denn es trainiert sich nicht nur leichter, wenn es nicht gar so heiß ist, es ist auch das Ausreiten viel angenehmer, wenn man nicht bei jedem Schritt von diesen Plagegeistern attackiert wird.
Selbst auf der Koppel war heute einer dieser seltenen Julitage, an denen wir die Pferde nicht von Kopf bis Fuß einpacken mussten. Bei der Gelegenheit möchte ich nicht verabsäumen allen Pflegern zu danken, die unsere Pferde Tag täglich mit Fliegendecken, Hauben und Fransen anziehen und wieder ausziehen, was ziemlich zeitintensiv sein kann. Jede Decke hat andere Verschlüsse, Schweif- und Beinriemen müssen korrekt geschlossen und Halsteile bis über die Ohren befestigt werden. Heute aber konnte ich meine Pferde einfach so auf die Koppel stellen und ihnen dabei zusehen wie sie genussvoll das kurze Gras gezupft haben während ihnen eine frische Brise über das Fell gestrichen ist.
Mutter und Sohn zusammen auf der Wiese zu sehen macht so einen Sonntag zu einem ziemlich perfekten Sonntag. Einziger Wermutstropfen war das verlorene Eisen, das sich die Stute bei ihrem Freudensprung ausgezogen hat, ganz glatt mit ein wenig Hufwand dran. Der Schmied ist praktischerweise schon bestellt. Eigentlich für den Sohn, dessen Hufe mich nicht sehr glücklich machen, weil sie auch diesmal ab Woche sechs des Beschlagintervalls porös werden. Und dann schlagartig fällig sind, obwohl sie gerade noch fesch ausgeschaut haben und ich gedacht habe, dass sie diesmal wohl halten könnten.
Vielleicht liegt es auch am harten Boden draußen, jedenfalls aber nicht an meiner Pflege und eigentlich auch nicht an der Nährstoffversorgung. Dachte ich. Trotzdem werde ich nun Biotin zufüttern und hoffe, dass wir so bestens versorgt über die trockenen Sommermonate kommen. Vielleicht hilft das auch der Dichte des Schweifs, hat mein Mann hoffnungsvoll angemerkt. Er kann sich nicht so gut mit dem Fähnchen abfinden, das in keinster Weise an die Haarpracht der Mutter und, wie wir nun auch wissen, jener der Schwester herankommt. Womit auch die Fliegen und Bremsen leichteres Spiel haben, setzt mein aufmerksamer Sohn den familiären Überlegungen noch eins drauf.