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Mit dem Pferd an der Hand gehen

Bewegt sich ein Pferd willig an der Hand zeugt das für eine gute Kinderstube. Korrektes Führen will gelernt sein und sollte nie gedankenlos passieren.

Ein Pferd korrekt zu führen ist ein Akt der Höflichkeit gegenüber dem Tier. Ein Pferd hinter sich herzuziehen, in Kauf zu nehmen, dass es sich aus Unachtsamkeit anstößt oder stolpert sollte eigentlich gar kein Thema sein. Doch die Gedankenlosigkeit macht vor keiner Stalltüre halt und oft ist das sichere Führen des Pferdes nicht Teil der Ausbildung von Reitschülern. Ich finde es eigentlich ziemlich einfach. Am besten geht man mit dem Pferd so um, wie man es auch mit Freunden macht.

Niemand würde einem Gast die Haustüre halb öffnen und erwarten, dass der den Bauch einzieht während er sich durch den Türspalt quetscht. Warum wir es dann einem Pferd zumuten durch halb offene Boxen- und Stalltüren zu gehen und sich dabei die exponierten Hüfthöcker anzustoßen, verstehe ein anderer. Die Gleichgültigkeit, mit der so mancher Mensch ein Pferd von A nach B bringt, ist durchaus riskant. Pferde können mit Hufen an Kanten hängenbleiben, sich den Hüfthöcker aufschlagen, Angst vor schmalen Durchgängen bekommen, in Folge aus der Box schießen (oder hinein), dabei dem Menschen auf die Füße treten oder ihn über den Haufen rennen usw. Die Gedanken ließen sich jetzt endlos weiterspinnen.

Die Achtlosigkeit, mit der Menschen (oft genug heftig telefonierend) Pferde hinter sich herziehen, ist wirklich zum Haare raufen. Pferde, die mich fast umreißen, weil sie noch schnell einen Grashalm zupfen oder nach Laub recken, benehmen sich mir gegenüber eindeutig unhöflich und respektlos. Ebenso unangenehm sind Pferde, die das Tempo so vorgeben, dass der Mensch hinterher laufen muss. Hier muss ich als Reiter eingreifen und klarstellen: Jedes Pferd hat ordentlich neben und mit mir zu gehen. Kompromisse gibt es nicht. Denn hast Du nicht gesehen entwickelt das zehnmal schwerere Pferd Unarten.

Warum das Thema einen Beitrag wert ist? In den letzten Wochen habe ich – ohne Übertreibung! – beobachtet wie Personal, Praktikanten, Besitzer, Reiter und Mitreiterinnen Pferde durch Türen geführt haben, die nicht weit genug geöffnet waren. Wie Pferde den Menschen voraus gestürmt sind und wie Menschen Pferde hinter sich hergezogen haben wie einen alten Sack. Ich habe gesehen, wie eine Mitreiterin eine Stute auf ihr Paddock bringen wollte und sie dabei um Haaresbreite zu einem Hengst gestellt hat. Ich habe erlebt, wie eine Kaufinteressentin das Pferd einfach aus der Box geholt hat ohne auf den Besitzer zu warten. Tag für Tag sehe ich wie Pferde ohne Handschuhe geführt werden, mit unzulänglichen Schuhen. Ohne Strick am Halfter oder den Strick um die Hand gewickelt. Manchmal mische ich mich auch ein, etwa wenn jemand sein Pferd an der Boxentüre anbindet anstatt am festen Teil der Box.

Und ich frage mich, wann dieser schlampige Umgang Einzug in der Pferdewelt gehalten hat. Welche Vorbilder haben die jungen Leute? Und bei wem lernen sie? Liegt es an den Reitlehrern, Trainern, Besitzern? Oder an der allgemeinen Oberflächlichkeit. Daran, dass man denkt, Missgeschicke passieren den anderen. Und wenn, dann gehen sie glimpflich aus.

Ich mag es, wenn jemand nicht nur Reiten lernt, sondern auch mit Pferden umzugehen. Es macht das Leben soviel leichter und vor allem sicherer für alle, die Beteiligten und die Unbeteiligten. Natürlich kann man Unfälle nicht von vornherein ausschließen. Aber man kann ein paar kleine Gewohnheiten ändern und damit Risiken minimieren.

Es ist nicht zuletzt die Art wie mit Pferden umgegangen wird, die Pferdemenschen von Menschen unterscheidet.

Kurze Anleitung zum Umgang mit Pferd und Mensch:

 

  • Freundliche Begrüßung
  • Einladung zum Mitkommen
  • Türe weit öffnen
  • Nebeneinander gehen
  • „Tor frei“ oder „Bahn frei“ fragen
  • Gruß beim Kommen und Gehen
Schlagworte: Pferde / Verhalten / Wissen

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