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Fesche Freudensprünge – und was den Pferderücken gesund erhält

Heute waren wir mit allen Pferden im Gelände. Bestens geeignet für Rücken, Muskulatur, Sinnesorgane und Luftsprünge. Inklusive Tipps für einen gesunden Rücken.

So ein Buckelsprung kann viele Ursachen haben: Lebenslust, Unlust, Steifheit, Übermut, Spannung (Muskulatur) und Anspannung (mental) und schlimmstenfalls Schmerz. Ein schwingender Pferderücken steht für Qualität beim Reiten, für Bewegungsqualität und – am allerwichtigsten – für die Lebensqualität des Pferdes.

Der Rückenmuskel des Pferdes ist ziemlich groß, wie man sich vorstellen kann. Anatomisch gesehen reicht er hinauf bis zum Nackenband, das direkt mit dem langen Rückenmuskel verbunden ist, und führt hinunter bis in die Hinterhand. Damit er schön schwingt, braucht das Pferd gar keinen Reiter. Sitzen wir aber drauf, liegt es an uns, dieses schöne Schwingen zu erhalten. Das bedeutet, dass wir das Pferd gefühlvoll von hinten nach vorne reiten und es so arbeiten, dass es seinen Rücken aufwölben kann. Vor den Lektionen kommt immer das Lösen, für einen positiven Trainingseffekt und ein zufriedenes Pferd ist die Lösungsarbeit tatsächlich elementar.

TIPP am Rande: Man kann als Mensch übrigens durchaus selbst ausprobieren wie sich der eigene Rücken anfühlt, etwa beim Gehen, beim länger Stehen, auf der Yogamatte oder ganz banal zwischen Herd und Abwasch. Wenn ich mich bewege, strecke, dehne oder bücke.

Meine Yogastunden (ich weiß, ich wiederhole mich) pflege ich, um meine Beweglichkeit zu verbessern. Wie sich ein Pferd mit fester Muskulatur fühlen muss, erlebe ich somit am eigenen Körper. Die tägliche Arbeit über den Rücken ist definitiv durch nichts zu ersetzen. Auch die Pferdesporttherapeutin empfiehlt – Musik in meinen Ohren! – Geländeritte, Klettern, Galoppieren im Leichten Sitz, Vorwärts-Abwärts-Reiten, Übergänge. Meine Arbeit eben.

Heute waren wir also mit allen Pferden im Gelände. Nicht mit allen gleichzeitig, sondern in zwei überschaubaren Dreiergruppen. Wir hatten die alten, die jungen, die erfahrenen und die unerfahrenen gesattelt. An heißen Tagen wie diesen gehen selbst schonende Schrittrunden als Arbeit durch. Wir reiten auf Wald- und Feldwegen, bergauf und bergab, auf unterschiedlichen Böden, über Wurzeln und ein kurzes Stück durch einen kleinen Urwald (also fast, in Wirklichkeit war es ein ziemlich verwachsener Weg). Nur Straßen meiden wir. Geländereiten ist eindeutig Training. Es stärkt die Muskeln, das Gleichgewicht, die Nerven, das Selbstverständnis der Pferde sowie ihre Körperwahrnehmung. Der begabte Fuchs wölbt seinen eleganten Hals und fokussiert auf das Licht- und Schattenspiel der Blätter auf dem Boden. Sehr süß, mit welcher Grazie er über die tanzenden Lichtflecken steigt! Die Schwester des Pferdekindes ist nach längerer Pause zum ersten Mal beim Ausritt dabei. Meine Musterschülerin. Der große Bruder und der erfahrene Apfelschimmel strahlen Ruhe aus.

Hinter dem Bruder herzugehen hat der Schwester nicht gut gefallen. Sie ist selbstbewusst und interessiert und hätte unsere kleine Gruppe gerne angeführt. Geschwisterdilemma, denn der Bruder fühlt sich vorne ebenfalls sehr wohl. Mein Kompromiss war für die Stute keiner. Sie hat zuerst am Zügel herumgezupft und ist dann im Rücken – jawoll! – fest geworden. Sehr fest. Die Anspannung war nicht wegzuspüren. Immerhin hatte ich sie zwischen den (eng stehenden) Bäumen noch gut an den Hilfen. Erst als der Weg weiter wurde und der Platz es erlaubt hat – was ich sehr höflich von ihr finde –, hat sie die angestaute Energie mit einem feschen Sprung in die Luft entladen.

Meine Reflexe funktionieren jedenfalls bestens. Der Griff in die dichte Mähne kam automatisch und aus dem Gleichgewicht konnte sie mich auch nicht bringen. Ich habe gelernt, dass man aus kleinen Sprüngen keine großen Affären machen soll. Die Situation spitzt sich dann eher zu. Es war ja nichts passiert und der Stute ging es danach besser. Sie hat sich neben dem Bruder eingeordnet und schließlich doch noch die Führung übernommen. Dabei hat sie ihren Rücken entspannt und weich zu schwingen begonnen. Der Schritt ist immer raumgreifender geworden und ich bin wie auf einer Wolke gesessen. Tolles Pferd, habe ich mir gedacht. Toll, wie du das gemacht hast, haben die anderen gesagt. Da war ich schon ein wenig stolz. Und beim Absitzen im Hof habe ich ihr schon fast den Freudensprung abgenommen, so zuckersüß und zufrieden hat sie mich angeschaut.

10 Dinge, die dem Pferderücken gut tun

  1. Koppelgang, genügend freie Bewegung
  2. Passende Ausrüstung (Sattel, Zaum)
  3. Fundierte, höfliche Reitweise
  4. Korrekte Arbeit: Vorwärts-Abwärts-Reiten, Übergänge, Geraderichten, Biegung
  5. Weniger Aussitzen, mehr Leichttraben
  6. Galopparbeit im leichten Sitz oder Entlastungssitz
  7. Training über Stangen
  8. Geländeritte
  9. Gelassenheitstraining
  10. Bei Bedarf Therapie (Physiotherapie, Osteopathie, Akupunktur,…)
Schlagworte: Aufbau / Bewegung / Pferde / Verhalten

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