BewegungsapparatPferde

Zimmer mit Aussicht – damit das Pferd viel sieht

Pferde sind neugierige Wesen. Sie erleben die Umwelt mit einem eigenen Blick und überraschen uns bisweilen mit ihrer Wahrnehmung.

Heute hatten wir es sehr gemütlich auf dem Reitplatz. Die beiden jungen Pferde – einer war meiner, die andere das vierjährige Stütchen meiner Kollegin – haben mit den Ohren gewackelt und waren sehr entspannt. Das Stütchen, klein und fein, hat sich neben meinem Großen, dessen lange Ohren besonders gut wackeln können, äußerst wohl gefühlt. Über uns (unsere Pferde wohnen in einer terrassenförmigen Reitsportanlage mit atemberaubenden Blick in die Landschaft) haben die Pferde auf ihren Paddocks gedöst. Es war himmlisch ruhig, nur die Vögel haben gezwitschert.

Schlagartig war es mit der Ruhe vorbei. Gemerkt haben wir es erst, als Unruhe auf den Paddocks entstanden ist. Ein paar Pferde haben sich aufgeplustert und ordentlich geschnaubt. Anlass dafür war eine Karawane bunt gescheckter Ponys und – traraaa! – zweier Esel. Die sind an unserem beschaulichen Reitplatz vorbei marschiert, haben ganz unschuldig dreingeschaut und sämtliche junge und alte Sport- und Freizeitpferde in Aufruhr versetzt, die unter dem Sattel ebenso wie jene auf den Koppeln nebenan. Ganz offensichtlich war ihnen nicht bewusst, dass Ponys und Esel zur eigenen Gattung, also Equiden, zählen.

Dabei wissen all die Pferde noch nicht, dass auf der Wiese neben den großen Graskoppeln, die sie demnächst abweiden werden, Schafe eingezogen sind. Ihr Blöken hallt leise über die Hügelkuppe und wenn ich auf meinem hohen Ross sitze, sehe ich die flauschigen Pummelchen sogar herumwuseln. Oh Schreck!

Apropos hohes Ross, das ist nicht überheblich gemeint. Diese Woche hatten wir ein Stockmaß* zur Hand. Mit stolzen 1,75 m überragt Amos seine Mutter um 13 Zentimeter – die sich, wenn ich im Sattel sitze, eher anfühlen wie ein halber Meter. Ich hätte mir nie so ein großes Pferd ausgesucht. In meiner aktiven Turnierzeit als Vielseitigkeitsreiterin war ich mehr auf die kleinen, wendigen mit viel Blut und Herz abonniert. Und ich selbst passe ja größenmäßig auch mehr zur Mutter. Aber die eigenen Kinder nimmt man wie sie sind, sage ich immer. Und da zählt selbstredend auch das Pferdekind dazu.

Zurück zur Pony- und Eselbande, die sich malerisch in der Löwenzahnwiese verteilt hatte, was unsere Pferde mit schiefem Blick quittiert haben. Vom Schauen bekommt man einen steifen Hals, habe ich meinem Pferdebuben erklärt, die Zügel leicht an- und die Anlehnung wieder hergestellt. Nach dem Training hat der Josef mit einer Einheit Energie- und Körperarbeit das Pferd in einen zufriedenen und sehr entspannten Zustand gebracht.

Weil nach der Rekonvaleszenz nun der Aufbau im Zentrum unseres Trainings steht, habe ich mir überlegt mit Clearbol® den Muskelaufbau zu unterstützen. Mit mehr Muskeln kommt mehr Selbstbewusstsein, fällt mir immer wieder auf. Ob das am Reiter liegt oder an Pferd sei dahingestellt. Jedenfalls schadet es meinem Großen nicht, wenn sein Hasenherz ein klein wenig mutiger schlägt. Und bis dahin kann er aus dem Fenster oder über den Koppelzaun schauen und ganz viele Eindrücke sammeln. Auch das soll Pferde selbstbewusst machen.

 

* Als Stockmaß bezeichnet man die Größe eines Pferdes, die an der höchsten Stelle des Widerrists gemessen wird.

Schlagworte: Aufbau / Bewegung / Haltung / Pferde / Verhalten

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