Allgemein

Die kognitiven Leistungen unserer Katze Cici

Je länger man zusammenlebt, desto weniger Worte braucht es für ein gegenseitiges Verstehen. Bei unserer Katze Cici ist das anders. Je länger wir zusammenleben, umso mehr spricht sie mit uns.

Mit den Jahren ist aus unserer introvertierten Katzendame eine regelrechte Dampfplauderin geworden. Sie spricht in verschiedenen Nuancen, allen möglichen Tonlagen und in hemmungslosen Lautstärken. Wir können an ihrer Stimme erkennen wie sie gerade drauf ist. Das kann schnurrend und zufrieden sein, gurrend, aufgebracht, ungeduldig, hungrig und sehr liebevoll bittend. Und sie kann natürlich auch pfauchen, sodass alle in Deckung gehen. Nicht aus Angst, sondern wegen des Mundgeruchs, den sie uns wie ein Drache entgegenspeit. Selbst der Hund wendet sich dann ab.

Packen wir unsere Reisetaschen, bekommt sie immer großen Stress, weil sie aus Erfahrung weiß, dass wir folglich verreisen. Mittlerweile hat sie uns so gut erzogen, dass wir einen Katzensitter für sie engagieren. Er ist ein Indianer vom Volk der Cheyenne und nennt sich „Little Wolf“, was jetzt nicht unbedingt katzenkompatibel klingt. Mit Kleinem Wolf ist sie zufrieden. Auch ihn hat sie erzogen. Er nimmt seine Mahlzeiten mit und bei uns ein, damit unsere Cici länger Gesellschaft hat. Im Sommer nutzt er gerne die Terrasse und bleibt möglichst lange bei ihr. Es klingt ein wenig so, als ginge er nur zwischendurch mal kurz weg. Jedenfalls klappt das wunderbar.

Für uns ist die Urlaubsplanung mit unseren Tieren schon ganz normal und wir hatten nicht damit gerechnet, dass Schwager und Schwägerin (die keine Tiere zuhause haben) fast vom Sessel fallen, als ich so en passant beim Abendessen auf der Seeterrasse des Seewirts erzählt habe, dass wir einen echten Indianer dafür bezahlen, dass er die Katze nicht nur füttert, sondern auch bespaßt. Zugegeben, aus ihrem Mund hat es schon skurril geklungen (die Schwägerin hat entgeistert wiederholt, was sie gerade gehört hatte). Jedenfalls hat sich die Schwägerin an einer Gräte verschluckt, und wir waren in wirklicher Sorge, denn es war unser erster Urlaubstag und die Männer wollten am nächsten Tag Fallschirmspringen. Nicht auszudenken, wenn es davor einen Unfall beim Abendessen gegeben hätte! Zum Glück ist alles gut gegangen.

Zuhause haben wir es weniger dramatisch. Wenn Cici etwa auf meinen Schoß kommen möchte während ich arbeite, mauzt sie mich zart an und kommt mir mit den Vorderbeinen entgegen. Selten springt sie hoch, lieber mag sie gehoben werden. Dann sitzt sie da, als würde sie lesen, was ich schreibe, während ich in die Tasten klopfe. Möchte sie morgens, dass wir aufstehen, kommt sie ins Bett und miaut sehr nachdrücklich. Interessanterweise ist es nicht immer der Hunger, der sie antreibt. Manchmal möchte sie einfach nur, dass wir aufstehen. Damit das morgendliche Ritual beginnen kann, bei dem sie uns begleitet. Sie kommt dann mit zum Hundekorb, ist sehr zahm (auch zum Hund) und streicht in Poledance Manier um Tisch- und Sesselbeine.

Cici hat gelernt wie man Kastentüren aufschiebt, wo die beste Wäsche zum Draufliegen aufbewahrt wird und wo man sich verstecken kann fast ohne gefunden zu werden. Etwa wenn ein Gasthund da ist oder Gewitter im Anflug. Sie hat wenig Verständnis für Unverständnis. Dass die Nachbarin sie nicht in ihrem Bett haben will, findet sie sehr empörend. Noch empörter ist sie nur, wenn wir sie an ihrem Marsch über die Dächer hindern (um die gute Nachbarschaft nicht zu gefährden).

Womit sie uns aber seit einiger Zeit wirklich sehr beeindruckt, ist ihr Verhalten nachdem sie ihr Geschäft verrichtet hat. Katzen sind ja bekanntlich saubere Tiere und so mag Cici ebenfalls ihr Katzenklo nur sauber betreten. Damit das gewährleistet ist, holt sie uns doch tatsächlich ab, wenn sie fertig ist. So als wollte sie uns etwas zeigen, was sie in der Tat auch will. Nämlich den Haufen, der bitte umgehend und sofort entfernt werden soll, auf dass es wieder sauber ist im Katzenklo. Ist das getan, setzt sie sich zufrieden an ihre Schüssel und knackt hingebungsvoll ihre Brekkis.

Soviel Empathie und kognitive Fähigkeiten hätte ich der Katze dann doch nicht zugetraut. Denn immerhin hat sie einige Strategien entwickelt, die sich bestens bewähren: Wie sie uns zum Aufstehen bringt. Unter welchen Umständen wir wegfahren dürfen. Wie sie uns als Türöffner tyrannisiert, wenn sie sich nicht entscheiden kann, wo sie gerade sein will. Und wie sie uns abholt, um das Katzenklo zu säubern. Ihre Botschaft ist immer zielgerichtet und glasklar.

Ich muss keine Katzenpsychologin sein, um zu wissen, dass sie sich ziemlich viele Gedanken macht während sie zwanzig Stunden am Tag so tut, als würde sie schlafen.

Schlagworte: Katze / Verhalten

Nächster Beitrag