Pferde

Berufstätige Reiter im Winter

Der Jänner kann hart sein, besonders wenn die Pferde übermütig und die Reiter müde sind.

Unsere Pferde verlassen sich ganz auf ihre Menschen. Ihr Wohlbefinden bleibt gut solange wir sie versorgen, reiten und ihnen ein wenig Abwechslung bieten. Doch Halt! Die Sache mit der Abwechslung hat einen Haken. Für berufstätige Menschen ist gerade Hochsaison (die Neujahrsvorsätze wollen schließlich umgesetzt werden). Für berufstätige, reitende Menschen ist darüberhinaus auch Nachtsaison. Das bedeutet weniger Ausritte als wir es uns wünschen – Stichwort „kurze Tage“ – und viele Sunden in der immervollen Reithalle.

Das Pferd hat das auch schon bemerkt. Es kommt zu kurz, und lässt es mich spüren. Immerhin, es freut sich auch spätabends noch wenn ich komme. Hebt den Kopf, sobald ich durch das Stalltor gehe und es meine Stimme hört. Wenn ich Glück habe blubbert es ganz harmlos und blinzelt mich an. Dabei wartet es nur darauf zu zeigen was in ihm steckt und endlich der Box zu entfliehen. Wenn ich dann dieses eifrige Kraftpaket unter dem Sattel spüre, das arbeiten möchte und seinen Körper bewegen, dann bin ich froh, dass ich doch noch in den Stall gefahren bin. Zuhause war es wohlig warm und einen flüchtigen Gedanken lang habe ich überlegt, ob ein Koppeltag mehr oder weniger dem Pferd schaden würde. Beinahe wäre ich der Versuchung erlegen und hätte die Beine am Sofa ausgestreckt statt in die Steigbügel gesteckt.

Wenig später trotze ich dem Abendverkehr. Mein Wagen warnt vor Bodenfrost, dabei bin ich noch gar nicht draußen aus der Stadt. Die Sitzheizung wärmt mich wohlig den Rücken hinauf und mit Schaudern denke ich an die kalten Runden, die vor mir liegen.

Das Pferd vermisst die schönen Runden im Gelände ebenfalls. Es fürchtet die Schatten und traut sich alleine kaum in die Halle. Gemeinsam gehen wir dann doch hinaus in die Dunkelheit Richtung Hallenlicht. Die kurzen Wochentagsritte nach langen Arbeitstagen wirken sich mit der Zeit doch aus.

Das Pferd ist grell am Wochenende. Ziemlich sogar. Es nimmt jeden am Boden liegenden Ast zum Anlass mit gewaltigem Sprung drüber zu setzen und möglichst noch ein paar Freudensprünge dranzuhängen. Es liegt in der Natur der Jahreszeit, dass es hie und da knistert, dass es knackst im Wald, der Wind pfeift und lange Schatten lauern. Sobald ich die Zügel aufnehme, ladet der Kerl die Batterien nochmal extra nach, macht sich groß und mächtig und pfaucht wie ein Stier. Es hat sich bewährt, die Winterausritte gemütlich und in Begleitung anzulegen. Am besten sind jene Tage, an denen kein Wind bläst. Letzthin war so einer – und ja, wir hatten es wirklich fein im Jännersonnenschein.

Foto: Andrea Kerssenbrock

Schlagworte: Bewegung / Fitness / Pferde / Winter

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