Mit dem frischen Grün wächst der Hunger auf Gras. Was es beim korrekten Anweiden unserer Pferde zu beachten gilt, habe ich mir heute beim Grasen an der Hand überlegt.
Während die kleine Pony-Esel-Herde nebenan das ganze Jahr Wiesenweidegang genießt, wechseln unsere Sportpferde von Allwetterpaddocks im Winter zu Wiesenweiden in der Sommersaison. Dieses Jahr soll es besser und vor allen Dingen früher passieren. Ich weiß, es hängt immer vom Wetter ab, und das hat uns letztes Jahr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mal sehen, wie es heuer wird. Ich bereite meinen Pferdebuben jedenfalls schon mal auf die tägliche Gras-Session vor, die da irgendwann ab Mai sein wird. Eine Stallkollegin ist sich da gar nicht sicher. Monat für Monat so viel Geld fürs Pferd auszugeben, das dann jede Woche ein Eisen verliert und bis der Schmied kommt wieder nicht reitbar ist, das müsse sie sich noch gut überlegen, schränkt sie die Freuden der großen Freiheit ein. Vielleicht bleibt sie ja lieber auf dem Paddock, wo ihr stürmischer Wallach nicht so wild läuft.
Ich werde mein Pferdekind, das nun langsam zum erwachsenen Pferd wird, bestimmt auf die Wiese stellen. Darauf freuen wir uns beide den ganzen langen Winter. Darum stehe ich mir tagtäglich die Beine in den Bauch und schaue glücklich zu wie mein glückliches Pferd Gras frisst. Ich verlängere die Glücksmomente zu Glücksminuten und Glückshalbenstunden. Waren es anfangs nur zehn Minuten, höchstens eine Viertelstunde, so sind wir nun schon bei einer halben Stunde angelangt. Damit der Übergang vom Raufutter zum Saftfutter (Gras) keine Verdauungsprobleme verursacht, empfehlen wir Aka-Biotix (siehe Kasten).
Wie so oft weht zu den Osterfeiertagen eisiger Nordwind über die Hügelkuppen. Ich denke mit Sehnsucht an milde Temperaturen, die oft recht schnell zu heißen Temperaturen werden, bei denen wieder alle stöhnen. Ich verkneife mir das Stöhnen seit Jahren. Es gibt kein schlechtes Wetter. Wir Menschen können viel und wenig anziehen, haben Sitzheizung und Klimaanlage im Auto. Unsere Pferde sind mehr gefordert. Sie müssen die Temperaturen selber ausgleichen. Nur bei der Insektenabwehr können wir sie mit Fliegendecken, Masken und Sprays unterstützen. Pferde, die tagsüber draußen lange sind, brauchen neben Trinkwasser auch Schatten in Form eines Unterstands oder Bäume.
Bevor es aber so weit ist, müssen wir unsere sensiblen Pferde und ihr noch sensibleres Verdauungssystem an die Frischgraszufuhr gewöhnen. Denn nach dem Winter ist die Verdauung der Pferde auf trockenes, rohfaserreiches und eiweißarmes Futter eingestellt. Das feuchte, rohfaserarme Weidegras hat einen hohen Eiweiß- und Zuckergehalt und ist eine ziemliche Umstellung für die Verdauung des Pferdes. Besonders in der frischen Frühlingswiese steckt sehr viel energiereiches Fruktan. Das Überangebot kann dem Pferd ziemlich zusetzen und Auslöser von Magen-Darmproblemen bis hin zur gefürchteten Hufrehe sein. Damit es nicht soweit kommt, habe ich eine Liste erstellt, was zu beachten ist.
