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Etiketten richtig lesen und verstehen

Am Beispiel der häufig eingesetzten und im letzten Blogbeitrag beschriebenen Teufelskralle erklärt NutriLabs-Experte Bernhard Lischka welche Inhaltsstoffe in einem Produkt wie zu deklarieren sind – und wie man sicherstellen kann, nicht unversehens in die Dopingfälle zu tapsen.

Der Veterinärmediziner Dr. Bernhard Lischka ist mit der Produktentwicklung und wissenschaftlichen Beurteilung bei NutriLabs betraut. Er erklärt, was sich alles hinter der Information zu „Inhaltsstoffen“ und „Zusatzstoffen“ verbergen kann: „Ergänzungsfuttermittel erfreuen sich großer Beliebtheit und gerade am Beispiel der Teufelskralle kann man auch verstehen warum. Die Inhaltsstoffe dieser im südlichen Afrika beheimateten Pflanze tun dem Körper so einiges Gutes. Iridoide* sind aus der traditionellen Naturheilkunde bekannt, wo sie in der biologischen Beantwortung von Entzündungen eine Rolle spielen. Einfach erklärt, ergibt sich durch die (nachgewiesene) Hemmung aggressiver Enzyme in der Gelenksflüssigkeit ein Schutz des Gelenkknorpels, was den Einsatz der Teufelskralle im Gelenkbereich erklärt.“

Die Teufelskralle wird weitläufig eingesetzt und kann dabei sowohl nativ – eben die Pflanze selbst – als auch in unterschiedlichsten Arten von Extrakten angewandt werden, entweder als Trockenextrakt oder als Tinktur. Und genau dort wird es für den Anwender problematisch weil er nicht beurteilen kann was für das Tier die beste Lösung darstellt, ob es sich bei einem Produkt nur um die Wirkung der Teufelskralle handelt oder eine  Kombination mit anderen Pflanzen vorliegt, die wiederum eine komplett andere Kalkulation von Inhaltsstoffen nach sich zieht. Generell liegen die Standarddosierungen der Droge beim Menschen bei 4-9 Gramm, beim Hund  1-2 Gramm pro 10 kg Körpergewicht und beim Pferd rund 25 Gramm. Da das gesamte Spektrum der Iridoidwirkstoffe aber zwischen 0,5 und 3% schwankt und selbst unter den aktiven Inhaltstoffen – besonders bei Kombinationspräparaten – oft nur sehr kleine, definierte und hochgereinigte Fraktionen gewonnen werden, ist eine Beurteilung der Präparate  aufgrund der Futtermittel-Etiketten praktisch nicht möglich.

Dosierungsangaben schwanken also beträchtlich und sind auch nicht untereinander vergleichbar, weil der Wirkstoffanteil stark schwankt – sowohl in der Pflanze als auch bei den Extrakten. Die Angabe des  Wirkstoffgehaltes, also Menge und Spezifikation der extrahierten Iridoide –  muss in Futtermitteln  ohnehin nicht angegeben werden. Das ist grundsätzlich anders als beim pflanzlichen Arzneimittel für Menschen wo meist der Harpagosidgehalt ausgewiesen wird. Doch selbst wenn ein Futtermittelhersteller das freiwillig tun würde, hätte das sofort eine behördliche Einstufung als Arzneimittel und damit einhergehend das Verschwinden vom Markt zur Folge.

Futtermittelrechtlich kann Teufelskralle als Nativpflanze unter  der Zusammensetzung angeführt oder als  Extrakt unter den Zusatzstoffen deklariert werden, wobei die Angabe als Pflanze in der Zusammensetzung vorgeschrieben, die Angabe des Extraktes aber optional ist, wenn er nicht speziell beworben wird. Das bedeutet also auch, dass es futtermittelrechtlich möglich wäre jegliche Pflanzenextrakte (als auch Teufelskralle) einzumischen und diese nicht zu deklarieren, solange man diese nicht als speziellen Inhaltsstoff bewirbt. Das ist zwar nicht leicht verständlich, aber eine Tatsache. Problematisch wird das dann, wenn ein Extrakt wie die Teufelskralle, die im Pferdesport zudem als Dopingsubstanz gilt, theoretisch ohne Deklaration eingemischt werden könnte und futtermittelrechtlich in Ordnung, gleichzeitig aber ein Dopingvergehen wäre.

Die Inhaltsstoffe der Teufelskralle sind, wie viele andere Pflanzenpräparate sehr interessant und bei guter Qualität auch wirklich nützlich. Eine Beurteilung nur aufgrund der  Etikettenangaben ist beim Futtermittel  aber nicht möglich und im speziellen Bereich Pferdesport ein nicht zu unterschätzendes Dopingproblem.

Letztlich bleibt daher nur die Wahl von etablierten Produkten renommierter Firmen die zuverlässige Qualität herstellen. Gerade im Umgang mit der Dopingproblematik und höchstmöglicher Transparenz  sind Hersteller auf einer freiwilligen Kontrollplattform für den Pferdesport registriert bei denen die Produkte vom deutschen Dopingkontrolllabor unabhängig geprüft und die nötigen Absetzfristen gellistet sind.  (www.equidope.de)

 

*Iridoide werden die aktiven Inhaltsstoffe der Teufelskralle genannt, der bekannteste ist Harpagosid. 

Schlagworte: Pferde / Wissen

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