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Bei uns ist jeden Tag Welthundetag

Heute ist Welthundetag und ich habe darüber nachgedacht, was meinem Hund wohl besonders gefallen würde.

Ich hatte Zeit zum Nachdenken. Denn die betagte Stute genießt ihren Lebensherbst vorwiegend grasend und ich schaue ihr dabei zu. Was früher Reitzeit war, ist nun einfach gemeinsame Zeit geworden. Das Reiten wurde zunehmend beschwerlicher und manchmal ist selbst das Herumlaufen auf der Weide schon recht anstrengend für die alten Gelenke. Also gehen wir grasen. An der Hand. Manchmal lasse ich sie auch einfach frei und beobachte wie sie sich um mich herum bewegt.

Kommt zuviel Spannung in den Körper, spitzt sie die Ohren und hebt den Kopf, folge ich ihrem Blick und nehme sie sicherheitshalber an die Leine. Pardon, an den Führstrick natürlich. Wenn man gleichzeitig den auch schon betagten Hund im Auge hat, kann es schon mal passieren, dass man Leine und Strick verwechselt. Sei’s drum! Die alten Damen beschäftigen meine Gedanken, denn selbstredend soll der Lebensabend schonend wie auch lohnend bleiben. Weder die Stute noch die Labradorin sollen sich auf dem Abstellgleis fühlen. Die Pflege ersetzt nun einen Teil der Bewegung. Sie ist gemeinsame Zeit, Beziehungsarbeit, Wellness und aktiver Kontakt.

Auch der Hund ist in die Jahre gekommen. Für ihn ist ein Tag im Pferdestall nicht mehr tägliche Routine, sondern abhängig von der Morgenrunde. Wenn Wetter, Fitness und Wohlgefühl passen, kommt sie mit. Ansonsten bleibt sie zuhause und genießt den Tag auf der Couch. Wenn das nicht möglich ist, tut es auch der Hundekorb. Auf unserer frühmorgendlichen Runde begegnen wir Stadthunden und Menschen in ihrer Vielfalt. Junge, alte, bunte, zottelige und getrimmte, übermütige und vornehme, kläffende und stille Hunde tummeln sich mit oder ohne Leinen auf Grünstreifen und Gehwegen. Eine treffen wir täglich – die junge Schäferhündin. Sie entwickelt sich prächtig, ist liebenswert, lustig und verspielt. An besonders guten Tagen spielen die Alte und die Junge zusammen, fetzen gemeinsam durchs Gras. An normalen Tagen richtet die Alte den Blick in eine andere Richtung und möchte keinen Kontakt. Das sind die Tage, an denen sie nicht in den Stall mitkommen mag.

Wenn ich später am Tag in der Reithalle bin, fehlt die Labradorin schon. Zuverlässig ist sie die letzten zehn Jahre mitgekommen und hat sich immer, ich betone IMMER, zu benehmen gewusst. Hat sich still in eine Ecke gelegt und gewartet. Ist mit mir mitgekommen, wenn ich zum Ausklang eine kleine Waldrunde gedreht habe, hat mich durch die Stallgassen begleitet. Das ist nun deutlich seltener der Fall. Dass es irgendwann einmal gar nicht mehr der Fall ist, möchte ich mir gar nicht vorstellen.

Seit etwa drei Wochen fällt Vivi nun der Sprung in den Kofferraum schwer. Wir denken ohnehin schon einige Zeit über eine Rampe nach. Zuerst wollen wir sie allerdings ausprobieren, denn vor schmalen Stegen, Treppen und gewissen Stiegenaufgängen hat unsere Hundedame Angst. Besonders in modernen Gebäuden mit glatten Fliesen. Herrschaftliche Treppenaufgänge in alten Villen liegen ihr weit mehr, besonders wenn Teppiche darauf liegen. Auch Holzbrücken und Baumstämme bewältigt sie nach wie vor mit Grandezza.

Der Leserinnen dieser Kolumne bereits bekannte Bruder hat schon Erfahrung mit der Rampe ins Auto, wenngleich er sie nicht besonders schätzt. Keine Frage, dass wir uns die zum Üben ausleihen dürfen. Zufall, dass ich sie ausgerechnet am Welthundetag abhole. Das Trumm ist sogar zusammengeklappt zu groß für den Kofferraum und landet vorerst zwischen den Sitzen. Beim Heimkommen habe ich den Wagen völlig asozial so geparkt, dass hinten genügend Platz für die Rampe bleibt. Die beiden freien Parkplätze vor mir wurden zu einem geschrumpft, was ich bei anderen Autofahrern durchaus thematisiere.

Wir haben also flott den Hund aus dem Haus geholt, vieeeele Leckerlis eingesteckt und die Rampe montiert. Eh irgendwie logisch, dass der Hund erstmal dagesessen ist und geschaut hat. Also habe ich sie an die Leine genommen und mit den Leckerlis die Rampe hinauf gelockt. Pfote für Pfote, Bein für Bein. Es war ein wenig so wie Pferde verladen, und ich musste grinsen. Nach ein wenig Zaudern ging’s mit Schwung und eingezogenem Schwanz schwuppdiwupp die Rampe hinauf und hinein in die Hundebox (ganz wie beim Pferde verladen). So richtig elegant war die Rampenpremiere zwar nicht, aber das kann ja noch werden. Aus dem Grund gibt es erst dann ein Foto, wenn die Labradorin stolz und erhobenen Hauptes die Rampe so hinaufschreitet als wäre sie ein roter Teppich.

Inzwischen ist mir auch eingefallen, was ich dem Hund zum Welthundetag schenke. Was Vivi nämlich besonders gefällt ist, wenn ich ihr folge anstatt sie mir. Und weil heute eben dieser besondere Tag ist (so wie fast jeder Tag), bin ich ihre aktuelle Lieblingsrunde mitgegangen, ich nenne sie die Fallobstrunde. Da kann sie das machen, was sie am allerliebsten tut – Essbares tragen (in unserem Fall Äpfel), stolz herzeigen und anschließend fressen. Was der Labrador eben am meisten mag!

Weil das Springen, besonders in der Bergaufbewegung, momentan nicht so klappt, bekommt die Labradorin derzeit Geridex® mit Ewigem Jugendkraut, Spaltkörbchen, Teufelskralle, Weidenrinde und Weihrauch, dazu abgestimmte Vitamine, Spurenelemente und vieles mehr. Damit das Alter keine Last für sie wird.

Schlagworte: Alter / Bewegung / Geriatrie / Hund

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